Wenn sich zwei Ingenieure und ein Rennfahrer zusammentun, dann liegt es nicht unbedingt auf der Hand, dass es den Dreien um Nachhaltigkeit geht. Doch genau von dieser Geschichte erzählt das GREENTECH FESTIVAL. Gemeinsam gibt das Gründertrio Gas, um den Wandel hin zu mehr Nachhaltigkeit zu beschleunigen.
Die Geschichte des GREENTECH FESTIVALs, Deutschlands größter Veranstaltung rund um nachhaltige Technologien, beginnt mit den Ingenieuren Marco Voigt und Sven Krüger, einem Hobby und einem Anruf des englischen Musikers Clark Datchler. „Ich habe damals leidenschaftlich Platten gesammelt und das Album ‚Tomorrow‘ von Datchler hat sich mit genau der Frage beschäftigt, die auch Sven und mich umgetrieben hat: Wie schaffen wir ein nachhaltigeres Morgen?“, sagt Voigt. „Wir waren damals in der Politikberatung tätig und haben immer wieder Akteure aus dem Bereich Nachhaltigkeit zusammengebracht – aber im kleinen Rahmen und ohne Öffentlichkeit. Mir kam eine Idee, wie wir mehr Aufmerksamkeit für die Erfolge der Branche erhalten würden und ich gleichzeitig ein Idol meiner Jugend treffen könnte.
Er fragte also den Künstler über Myspace an, ob er nicht auf einer Veranstaltung rund um das Thema Nachhaltigkeit auftreten möchte. Ein Schuss ins Blaue – der traf: „Am nächsten Tag klingelte das Telefon: Datchler wollte nach den Details zum Event fragen.“ Wenige Minuten nach dem Telefonat begannen Voigt und Krüger, die ersten GREEN AWARDS – damals noch GreenTec Awards – zu planen und damit 2008 den Grundstein für das heutige GREENTECH FESTIVAL zu legen.
Ihre Mission ist noch heute die Gleiche: Sie wollen eine Plattform schaffen, die Menschen zusammenbringt, auch, weil sich so am besten Lösungen finden lassen. Gleichzeitig geht es ihnen darum, Ideen und Innovationen zu feiern – und diese nach außen sichtbar zu machen. „Wir hatten einfach das Bashing satt. Vieles wurde schlecht geredet, statt auch Erfolge und gute Ansätze hervorzuheben“, sagt Sven Krüger. „Die Kommunikation von Umweltengagement lief vor 15 Jahren schlicht falsch. Dabei waren alle Zutaten da.“
Voigt ergänzt, was die beiden antreibt: „Ich bin auf einem Bauernhof aufgewachsen und habe dort den Wert einer intakten Natur und das Bewusstsein für Nachhaltigkeit schon als Kind gelernt.“ Das dann auch zum Beruf zu machen, war ursprünglich nicht sein Plan: „Aber mit zunehmendem Alter beginnt man, über Dinge nachzudenken und sie zu hinterfragen. So war das bei Sven und bei mir auch.“
2018 ging einer der GREEN AWARDS an Nico Rosberg, für sein Engagement als Nachhaltigkeitsunternehmer. Rosberg, der vor vier Jahren seine Rennfahrerkarriere als Formel-1-Weltmeister beendete, treibt noch immer die Faszination für technologische Innovation. Bereits seit längerem ist er als Investor und Unternehmer aktiv – verstärkt mit Blick darauf, welche Chance sich bietet, Wirtschaft und Gesellschaft grüner und besser zu gestalten.
„Ich wäre nicht damit glücklich gewesen, mich auf meinem Erfolg auszuruhen“, sagt Rosberg. Dabei leitet ihn auch eine weitere Erkenntnis: „Während meiner Karriere als Sportler habe ich mich viel mit Psychologie beschäftigt und dabei auch gelernt, dass Gutes tun und die Hingabe für andere auch mir selbst viel bringt.“
Das Kennenlernen der drei hatte Folgen: „Ich war danach mit Marco auf der Consumer Electronics Show in Las Vegas“, erzählt Rosberg. „Die ist schon faszinierend, aber die CES steht nicht für Grün, sondern kreuz und quer für alles. Was noch völlig fehlte, war eine Plattform, die für Technologie und Nachhaltigkeit steht und den Wandel vorantreibt. Die wollten wir schaffen.“ Krüger sagt: „Wir drei haben uns tief in die Augen geschaut – und dann gewissermaßen das Pedal bis zum Bodenblech durchgedrückt. Unser Award, Nico mit seiner Strahlkraft und seinen Kontakten, das hat einfach gepasst.“
In nur fünf Monaten stampften sie 2019 das erste Festival aus dem Boden. Rund um die Verleihung der GREEN AWARDS entwarfen sie ein Rahmenprogramm mit Ausstellung, Konferenz, Konzert und Formel-E-Rennen. Die erste Ausgabe war ein voller Erfolg: Rund 35.000 Menschen kamen unter dem Motto „Celebrate Change“ zusammen.
Rosberg setzt für das Festival nicht nur seine Bekanntheit und sein Netzwerk ein. Er ist aktiv involviert und arbeitet auch an kleinsten Details mit. „Bei mir geht es immer darum, zu versuchen, es besser zu machen. In jedem Moment. Das kommt aus meinem Sportlerleben“, sagt Rosberg. Zwei Ingenieure und ein Rennfahrer – da kommen unterschiedliche Sichtweisen zusammen, die aber alle eine Mischung aus Pragmatismus und Detailverliebtheit vereint. „Wir sind eben Quereinsteiger“, meint Krüger dazu. „Aber wir haben wenig Berührungsängste, wir müssen niemanden fragen und wir gehen oft anders vor, als es ein konventioneller Weg vorgibt.“ Das passt zu den beiden Ingenieuren, die von sich selbst sagen, dass sie es ihrem Team nicht immer leicht machen.
Die Idee einer grünen Preisverleihung wuchs in zehn Jahren zu einem beachtlichen Festival – und 2020 wollte das Trio noch eine Schippe drauflegen. Dann kam die globale Coronavirus-Pandemie. Erzwungene Vollbremsung, Reset. „Wir hatten ohnehin vor, dieses Jahr noch mehr digital zu machen. Aber durch die Pandemie mussten wir Vieles ganz neu denken“, erzählt Voigt. Das Ergebnis: Ein hybrides Festival, das die Programmpunkte und Module in der Offline- und der Online-Welt stattfinden ließ, mit einer reduzierten Zahl an Besucherinnen und Besuchern, umfassenden Hygiene- und Sicherheitsmaßnahmen vor Ort sowie vielen virtuellen Teilnehmerinnen und Teilnehmern. Auch hier war es wichtig, Formate zu finden, die Sichtweisen und Menschen zusammenzubringen. Das ist es, was Impulse auslöst. 3.000 nahmen vor Ort teil, über eine Million erreichte das Festival digital.
„Schon bei unserer allerersten Abendveranstaltung im Jahr 2008 haben wir gemerkt, wie entscheidend das ist. Da standen zu Beginn Schauspielerinnen und Schauspieler sowie Prominente auf der einen Seite, Wissenschaftlerinnen oder Ingenieure auf der anderen. Erst durch die Show kam das Gemeinschaftsgefühl, das Erlebnis auf. Am Ende haben uns dann viele gefragt – macht ihr das nächstes Jahr wieder?“, erinnert sich Voigt.
„Das GREENTECH FESTIVAL wurde jetzt schneller digital als vorgesehen. Aber all das, was wir ursprünglich auf lange Sicht geplant haben, konnten wir in diesem Jahr noch nicht umsetzen. Doch das große Interesse bestärkt uns darin, weiter an unseren virtuellen Formaten zu arbeiten“, sagt Voigt. Mit SW!TCH GREEN erlebte dabei der erste rein digitale Baustein seine Premiere auf dem Festival: Prominente Persönlichkeiten aus Politik, Wirtschaft und Gesellschaft riefen in Video-Botschaften zu mehr Klimaschutz auf. Zum Auftakt mit dabei waren beispielsweise Sting, Fürst Albert II. von Monaco, Christiana Figueres, in deren UN-Amtszeit das Pariser Klimaabkommen geschmiedet wurde, und die EU-Kommissionspräsidentin Ursula von der Leyen.
„Die globale Coronavirus-Pandemie war ein Schock. Aber sie hat auch gezeigt: Wir können zusammenrücken und tun, was notwendig ist“, sagt Krüger. Rosberg ergänzt: „Wir sind uns unserer Fragilität bewusst geworden. Das hat uns alle auch näher zusammengebracht und mehr Bewusstsein für Nachhaltigkeit und die Zukunft geschaffen. Nachhaltigkeit gewinnt gerade an Schwung.“ Einen Schwung, den das GREENTECH FESTIVAL weiter antreiben will. ■
Fotografie: Franziska Krug/Getty Images für GREENTECH FESTIVAL, Getty Images für GREENTECH FESTIVAL