In Zeiten tiefgreifender Veränderungen gewinnen Werte als Orientierungshilfe für jeden Einzelnen an Bedeutung. Besonders dann, wenn Menschen das Gefühl haben, dass sie die Veränderungen nicht ausreichend selbst beeinflussen können. Sie helfen dabei, die eigene Identität zu definieren und stärken die Identifikation, sowohl mit anderen Menschen als auch mit Organisationen und Unternehmen, ob als Mitarbeiter oder Kunde. Deshalb hat die Besinnung auf Leitbilder und die (Neu-)Definition der Unternehmenskultur heute, da Firmen vieles zurücklassen und neu erschaffen müssen, Hochkonjunktur.
Leitbilder fassen diejenigen Werte zusammen, die Unternehmen wichtig sind, die sie leben wollen und die ihre Kultur prägen sollen. Mitarbeiter, Kunden und Partner verstehen dadurch besser, wofür ein Unternehmen steht – auch über seinen eigentlichen Zweck der direkten Wertschöpfung hinaus. Denn Kunden, vor allem aber Arbeitnehmer, erwarten heute von Unternehmen zunehmend klare Haltung und Authentizität.
Den Grundstein des „Spirit of Endress+Hauser“, wie das Leitbild dort betitelt ist, haben Vertreter der Gründerfamilie selbst gelegt: „Sie haben sich selbst einer Familiencharta verpflichtet, die sowohl das Verhältnis zum Unternehmen und den Umgang miteinander als auch die Bedingungen, unter denen Familienmitglieder im Unternehmen tätig sein dürfen, regelt“, erklärt Krüger. Einige dieser Grundsätze bilden das Fundament des heute global gültigen Leitbilds der Unternehmens-Gruppe. Schon vor Jahrzehnten hatte der Firmengründer die Unternehmens- und Führungsgrundsätze in einem Credo und einer Charta festgehalten, bis sie in jüngster Zeit im Spirit of Endress+Hauser vereinigt wurden, der die Firmenkultur in Worte fasst.
Ein innovatives Umfeld, Nachhaltigkeit bei der Personalführung und Unternehmensplanung sowie Loyalität hebt Krüger als besonders prägende Elemente der Endress+Hauser-Kultur hervor: „Loyalität steht ja auch im engen Zusammenhang mit Nachhaltigkeit. Wir haben unseren Kunden geholfen, die Kunden haben uns geholfen. Das verbindet und schafft Vertrauen. Und darauf lässt sich bekanntlich am besten bauen.“
Krüger betrachtet besonders die Vorbildrolle der Führungskräfte als Erfolgsfaktor für eine gelebte Unternehmenskultur: „Was wir versprechen, halten wir auch. Wasser predigen und Wein trinken, das geht nicht.“ Nicht nur in der Interaktion mit den Kunden, sondern auch mit der Belegschaft. So schreibt etwa der Vorstand ein internes Blog, das die Mitarbeiter aktiv zur Diskussion auffordert. „Dort bekommen wir viel Rückkopplung darüber, was den Mitarbeitern auf dem Herzen liegt.“
Außerdem stehen bei internen Veranstaltungen die Themen Wertesystem und Kultur im Fokus, so Krüger: „Da sprechen auch Familienmitglieder wie zum Beispiel Klaus Endress, Verwaltungsratspräsident der Endress+Hauser Gruppe, oder der CEO Matthias Altendorf. Damit auch neue Mitarbeiter verstehen, wo wir herkommen und wie wir ticken. Dieses Verständnis ist elementar, um sich mit Endress+Hauser und der dort gelebten Kultur zu identifizieren.“