Der Dienstag ist für Ecki, wie alle Kollegen ihren Chef nennen, ein besonderer Tag. „Egal, wie voll mein Terminkalender ist: Das wöchentliche Frühstück mit den Kollegen will ich nicht verpassen“, erklärt er. „Hier kann ich mich auch mal mit Leuten austauschen, die ich sonst nicht unbedingt treffen würde.“ Dieser Schwerpunkt passt dazu, dass Diepenhorst schon auf den ersten Blick nicht dem gängigen Bild eines CEO entspricht. „Ich bin ja auch nicht zu mytaxi gekommen, um CEO zu werden“, lacht er. „Sondern, weil ich das Gefühl hatte, dass ich hier etwas zurückgeben kann.“
Zu mytaxi kam er über einen Umweg: Nach einem erfolgreichen Jahrzehnt in der Mobilfunkbranche nahm er eine Auszeit und bereiste mit seiner Familie die Welt. „Das darf man sich jetzt nicht so vorstellen, dass ich in der Einsamkeit saß und mich die Erleuchtung überkam“, sagt er. Denn Wendepunkte und Aha-Erlebnisse begleiteten ihn schon sein Leben lang. Davon geblieben sind vor allem zwei Dinge: „Ich habe sehr viel Glück gehabt im Leben. Und es war an der Zeit, etwas dafür zurückzugeben.“ Viele Menschen entscheiden sich an dieser Stelle beispielsweise für die Arbeit in einer gemeinnützigen Organisation. Diepenhorst nicht. „Ich muss nicht bei einer NGO arbeiten, um Gutes zu tun“, ist er überzeugt. „Sondern kann, nein, muss und will das jeden Tag in meinem Umfeld machen. Das wurde mir immer klarer.“
Schon zu Beginn seines Arbeitslebens war er zuweilen mit Vorgesetzten konfrontiert, mit deren Handlungen und Verhalten er nicht einverstanden war. „Das hat mich erst ziemlich frustriert. Bis ich kapiert habe: Ich kann etwas daran ändern. Man muss klein anfangen – und zwar im engsten Kreis, bei den Kollegen am Nachbarschreibtisch. Und so, Stück für Stück, eine ganze Abteilung und dann das Unternehmen erreichen und überzeugen, dass sich Dinge ändern müssen“, beschreibt er seine persönliche Entwicklung. Was er daraus mitgenommen hat? „Dass ich die Werte, die mir wichtig sind, die ich wohl von Zuhause mitbekommen habe und die deshalb tief in mir verankert sind, weitergeben und damit meinen Beitrag leisten kann.“
Aber warum ausgerechnet bei mytaxi? „Als digitales Unternehmen gelten wir gemeinhin als Disruptor. Was uns unterscheidet ist, dass wir ein ‚constructive‘ Disruptor sind, mit Betonung auf ‚constructive‘. Unseren Erfolg verdanken wir unter anderem dem Umstand, dass wir uns zu hundert Prozent an Regularien und Gesetze halten, uns beispielsweise nicht in irgendwelchen Steueroasen verstecken. Disruptiv sind wir, weil wir unsere Branche modernisieren – und zwar mit dem Fokus auf unsere Kunden, die Fahrer, die Gesellschaft und das Leben in den Städten und Gemeinden.“
Dass Mobilität einem größeren Kreis von Menschen verfügbar gemacht werden muss und dies nicht zu Lasten der Umwelt und der Lebensqualität gehen darf, ist seine tiefe Überzeugung: „Deshalb haben wir auch mytaxi Match ins Leben gerufen. Menschen können sich dabei unabhängig voneinander eine Fahrt teilen.“ Dass inzwischen über 80 Prozent der Fahrer heute Match-Fuhren annehmen, ist das Ergebnis von viel Zeit, die das Team mit Zuhören und Reden verbracht hat. „Natürlich hatten sie Angst, dass ihnen Geschäft entgeht. Aber wir haben es in persönlichen Gesprächen und Runden erklärt: Der Geschäftsmann wird sich nicht um 5 Uhr morgens ein Taxi für die Fahrt zum Flughafen teilen. Die Senioren, die zum Bingoabend wollen und sich dafür sonst kein Taxi leisten würden, aber sehr wohl.“ Damit haben mehr Menschen die Chance auf individuelle Mobilität, ohne noch mehr Autos auf den Straßen, Abgasen in der Luft oder zerstörten Grünflächen. „Inzwischen haben wir eine Relevanz im Markt, die uns nicht nur erlaubt, sondern vielmehr verpflichtet, uns über die gesellschaftlichen Konsequenzen Gedanken zu machen“, sagt Diepenhorst.
Auch unternehmensintern bleiben Veränderungen nicht aus – mit 600 Mitarbeitern in neun Ländern kann bei mytaxi nicht mehr die Rede von einem Start-up sein. Heute kennt Diepenhorst nicht mehr alle Namen und Gesichter. „Das war bis vor kurzem noch ganz anders“, stellt er fest. Umso wichtiger wird seine identitätsstiftende Aufgabe. „Wir tun viel für Routinen, und wir tun viel, um den Mitarbeitern einen Nährboden für nicht-routinierte Dinge zu bereiten.“ Ein Beispiel sind die monatlichen Meetings mit der gesamten Belegschaft, die mehr einem offenen Forum gleichen als dem frontalen Vortragsstil zu folgen. Dabei dreht es sich nicht nur um Zahlen, Fakten und Strategie, sondern auch um
Kultur und Werte. Ein weiteres ist, den Mitarbeitern den Rahmen und Raum zu geben, damit sie die Unternehmenskultur nach ihren Vorstellungen gestalten können. Denn für mytaxi ist beides wichtig.
Der Philosoph Prof. Dr. Markus Gabriel erläutert, warum Unternehmen genau wie Gesellschaften gemeinsame Werte und eine von allen getragene Unternehmenskultur brauchen.
Alex Jacobi berät mit seiner Firma With Love and Data GmbH Werbe- und Marketingverantwortliche zum richtigen Sound ihrer Kampagnenbausteine. Auch privat spielt Musik für ihn eine wichtige Rolle.