Über Martin Hofmann
Martin Hofmann berät als Advisor Strategic Customers strategisch wichtige Großkunden von Salesforce bei ihrer digitalen Transformation. Er kennt ihre Situation genau: Vor seiner Zeit bei Salesforce führte er die Enterprise-IT im Volkswagen-Konzern.
In den vergangenen beiden Jahren folgte eine Krise auf die andere. Erst die Coronavirus-Pandemie, dann die Chip- und Rohstoffknappheit und nun die Invasion der Ukraine. Einige der Folgen für Unternehmen sind wohlbekannt: Der rapide Umstieg auf das Arbeiten abseits der herkömmlichen Bürostrukturen, Versorgungsengpässe und der Umbau ganzer Lieferketten. Der Krisenmodus ist das „neue Normal“, Digitalisierung spielt in dieser neuen Normalität eine immer wichtigere Rolle – und das wird auch so bleiben. CIOs sind jetzt gefragt, den Erfolg ihres ganzen Unternehmens zu treiben. Um diesen zu gestalten, sind fünf Punkte entscheidend:
Planungshorizonte von ein bis drei Jahren funktionieren nicht mehr, wenn sich die Welt in drei Monaten umwälzt. Flexibilität wird zum entscheidenden Faktor für IT-Abteilungen. Wenn Unternehmen nicht schnell auf Krisen und neue Gegebenheiten reagieren können, sinkt die Mitarbeiterproduktivität, Produkte fehlen, Verträge werden nicht eingehalten. Schnelle Ergebnisse schlagen in diesem Umfeld die Kosteneffizienz. Ein Beispiel: Inmitten der Chipkrise haben wir einen unserer Manufacturing-Kunden unterstützt, ein Krisenzentrum einzurichten. Mitarbeiter:innen erstellen intelligente Dashboards, mit denen sie Lieferketten analysieren und so Engpässe erkennen, bevor sie entstehen. Auf diese Weise kann das Unternehmen flexibler auf Marktbedingungen reagieren. Das Beste daran ist, dass die Mitarbeiter:innen diese Dashboards selbst erstellen können – auch ohne weitere IT-Vorkenntnisse.
Jetzt sind schnelle, nachhaltige Resultate entscheidend. Dabei gilt: In 90 Prozent der Fälle reichen 80 Prozent Perfektion. Durch sofortiges Prototyping, schnelle Minimum Viable Products und kurz getaktete Rollouts lassen sich neue Anforderungen sofort prüfen – und es wird sichtbar, dass sie funktionieren und Ergebnisse bringen. Das wiederum motiviert Mitarbeiter:innen, selbst an dieser Veränderung mitzuwirken.
Drei Stakeholder sind für den Erfolge des CIOs entscheidend: Kund:innen, Mitarbeiter:innen und Partnerunternehmen. Kund:innen wollen die Leistungen erhalten, die sie benötigen und mit Unternehmen jederzeit in Kontakt treten können, und zwar über den Kanal ihrer Wahl. Direct-to-Consumer ist für viele Branchen plötzlich hochrelevant geworden, so beispielsweise im Bereich Automobilindustrie. Mit einem Hersteller haben wir eine solche Strategie umgesetzt, damit Kund:innen das Wunschfahrzeug auch online kaufen können. Mitarbeiter:innen auf der anderen Seite benötigen Tools, um überall erfolgreich zu arbeiten. Das geht über Chat- und Videokonferenzlösungen hinaus: Intelligente Dashboards oder Kollaborationsplattformen, über die Mitarbeiter:innen mit Partnerunternehmen Dokumente und Daten so teilen können, als säßen sie am Schreibtisch gegenüber, sollten längst zum Toolset gehören.
Der Krisenmodus ist für CIOs zum Alltag geworden. Dabei dürfen sie aber nicht vergessen, die Zukunft mithilfe von Technologien auch langfristig zu gestalten. Gerade bei neuen Themen wie Web3 oder Metaverse ist es die Aufgabe der CIOs, sie für das Unternehmen einzuordnen: Wie relevant ist die Technologie für den Unternehmenserfolg? Wie realistisch ist die Umsetzbarkeit? CIOs schaffen Mehrwert durch Technologien, die das Kundenerlebnis verbessern und Bedürfnisse besser erfüllen.
Niemals zuvor hatten CIOs eine solche Gelegenheit, ihre Rolle im Unternehmen aufzuwerten. Nicht diejenigen zu sein, die nur Anforderungen erfüllen oder schlimmstenfalls als Bremsende und Bedenkenträger:innen gelten – sondern diejenigen, die den Erfolg treiben. CIOs können die engsten Partner:innen der CEOs werden, wenn sie jetzt nicht einfach nur Empfehlungen geben, sondern innovative Lösungen mit schnellem Ergebnisbeitrag durchsetzen. Das gelingt ihnen, wenn sie aktiv gemeinsam mit Partner:innen aus den Geschäftsbereichen Technologien bewerten, konkrete Anwendungsfälle vorschlagen und Verantwortung übernehmen, diese erfolgreich umzusetzen. Die erfolgreichsten CIOs werden die sein, die für diese Aufgaben Teams aus ihren Spezialist:innen, Mitarbeiter:innen anderer Geschäftsbereiche und den besten Partnern zusammenstellen, um das Spiel zu gewinnen – wie im Endspiel um die Meisterschaft. ■
Fotografie: Raimar von Wienskowski