NAH MAGAZIN / Mark Nelson, Präsident und CEO von Tableau

Datenkultur statt Datenchaos

 
 
 

Die Pandemie hat gezeigt, wie geschäftskritisch es ist, sich schnell an Veränderungen anpassen zu können. Daten so zu visualisieren, dass Unternehmen Entwicklungen schnell erfassen, ist eine Superkraft, sagt Tableau-CEO Mark Nelson.

Sie bringen mehr als 25 Jahre Erfahrung im Bereich Unternehmenssoftware mit: Glauben Sie, dass sich in den letzten eineinhalb Jahren die Perspektive auf Daten und datengestützte Entscheidungen verändert hat?
Es stimmt, Unternehmen weltweit haben eine Phase dramatischer Veränderungen erfahren. Trotzdem bleiben die Grundlagen, ein Unternehmen zu führen, gleich. Die Werkzeuge haben sich aber massiv verändert: Die Wirtschaft hat erkannt, dass die digitale Transformation ein Muss ist. Der Kern jeder digitalen Transformation ist aber eine Daten-Transformation. Auf dem Weg in die digitale Welt müssen wir sehen, messen und ver- stehen, was wir tun. Und wir müssen schnell Entscheidungen treffen können. Ich bin überzeugt, dass Daten in allen Bereichen menschlichen Handelns eine Rolle spielen werden. Ob in der Medizin, im Sport oder im Rechtswesen – egal, wo – Daten werden in den kommenden Jahren einen echten Wandel herbeiführen. Was das betrifft, waren die Erfahrungen in der Pandemie bereits ein Fingerzeig Richtung Zukunft.

 

Die Pandemie hat vielerorts zu Ungewissheit geführt. Wie haben Daten und deren Visualisierung geholfen, sich in dieser Situation zurechtzufinden?
In der Pandemie sind Daten für alle Aspekte des Lebens wichtig. Tableau zum Beispiel hat in vielen Fällen geholfen, Informationen aus verschiedenen Quellen an einem Ort zusammenzufassen, wie mit unserem Covid Data Hub. So konnten die Menschen sehen und verstehen, was passierte, und entsprechend reagieren. Wir haben auch vielen Organisationen geholfen, mithilfe ihrer Daten bessere und zügigere Entscheidungen zu treffen. Dazu zählen etwa der National Health Service (NHS) in Großbritannien oder Henkel, die ihren Bestand an Schutzausrüstung in Tableau- Dashboards verfolgten, um die Sicherheit der Mitarbeiter:innen und den Betrieb der Fabriken zu gewährleisten.

 

„Für viele Unternehmen wird es erfolgsentscheidend sein, eine Kultur aufzubauen, in der Daten aktiv genutzt werden.“

Helfen diese Erfahrungen Unternehmen dabei, eine datengestützte Kultur zu etablieren?
Unser Ziel bei Tableau war schon immer, den Menschen zu helfen, Daten zu visualisieren und zu verstehen. Jetzt stellen sie auch Fragen und erhalten Antworten von ihren Daten. Wir bieten mehr als nur ein Reporting- oder Analysetool, wir bieten eine Plattform, die Antworten und empirische Beweise liefert, um bessere Entscheidungen zu treffen.

 

In vielen Unternehmen fristen Daten ihr Dasein in Silos. Wie können Führungskräfte diese überwinden und alle Mitarbeiter:innen befähigen, Daten, deren Geschäftswert und Relevanz zu verstehen?
Datenkompetenz erfordert mehr, als nur die neueste Technologie einzuführen. Ich glaube, dass zwei Faktoren eine tragende Rolle spielen: Daten allen zugänglich zu machen und eine datengestützte Entscheidungskultur zu fördern. Die Stärke liegt dann darin, dass die richtigen Daten zum richtigen Zeitpunkt zur Verfügung stehen und wir die richtigen Schlüsse und Fragen daraus ableiten.

 

„Ich glaube, dass zwei Faktoren eine tragende Rolle spielen: Daten allen zugänglich zu machen und eine datengestützte Entscheidungskultur zu fördern.“

Viele Unternehmen geben an, datengestützt zu handeln – ohne dass dies tatsächlich der Fall ist. Können Sie uns einige Beispiele für Hindernisse auf dem Weg zu einer datengestützten Organisation nennen und wie man sie beseitigen kann?
Um Ordnung in das Datenchaos zu bringen, plädieren wir dafür, allen im Unternehmen den Zugang zu Daten zu geben. Für viele Unternehmen wird es erfolgsentscheidend sein, eine Kultur aufzubauen, in der Daten aktiv genutzt werden. Will man eine solche Datenkultur aufbauen, sollte man damit beginnen, intern den Erfolg in einem Bereich, bei einer Person oder einer Abteilung aufzuzeigen. Im Anschluss gilt es, die Belegschaft zu motivieren, sich auszutauschen, etwa mit Kolleg:innen aus dem eigenen Unternehmen oder der Branche. Sobald sie verstehen, wie sie Daten nutzen können, bekommen sie auch Lust, mehr zu entdecken. ■
 

Über Mark Nelson

Mark Nelson ist CEO und Präsident von Tableau. Er hat einen Abschluss in Ingenieurwesen und einen Master in Computerwissenschaften. Bevor er 2018 zu Tableau kam, war er in leitenden Positionen in Seattle tätig. Wenn er nicht gerade dabei ist, Daten für alle zu demokratisieren, ist Mark Nelson ein passionierter Läufer und Bergsteiger. 
 

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