Langeweile ist für Michaela Klein ein Fremdwort – denn zu tun hat die Unternehmerin eigentlich immer: Da ist Almdudler, das Familienunternehmen, dessen Miteigentümerin und Aufsichtsrätin sie ist, der von ihr mitgegründete Verein Tralalobe, der sich um geflüchtete Menschen kümmert. Und nicht zuletzt sind da ihre Weinhandlung Unger & Klein, die sie mit ihrem Mann aufgebaut hat, und ihr Lokal „Das kleine Paradies“ in Wien.
„Ich bin aufgewachsen mit Almdudler bei uns auf dem Familientisch. Und an dem Tisch saßen nicht nur meine Eltern und mein Bruder: Die Mitarbeiter:innen waren immer ein Teil der Familie“, sagt Michaela Klein. Seinen Ursprung nahm das österreichische Nationalgetränk vor über 60 Jahren als Hochzeitsgeschenk: 1957 braute Erwin Klein seiner Frau Ingrid zur Hochzeit eine Limonade aus natürlichen Alpenkräutern nach eigenem Rezept – die allererste Flasche Almdudler. Ihre Kinder, die heutigen Eigentümer:innen Thomas und Michaela Klein, sind mit dem Unternehmen Almdudler groß geworden. Im Umfeld des Familienbetriebs engagiert sich Klein vor allem in den Bereichen Nachhaltigkeit und gesellschaftliches Engagement; und Almdudler prägte sie als Unternehmerin. Dazu gehört vor allem die Haltung, alle an einen Tisch zu bringen und als „Gastgeber:in“ alle Menschen im Blick zu haben, die dort sitzen: Mitarbeiter:innen, Kund:innen, Zuliefer:innen, Partner:innen.
Einen gemeinsamen Blick aufs Unternehmen haben, Best Practices teilen, ein Verständnis für Zusammenhänge aufbauen: Diese Punkte spiegeln sich in Michaela Kleins Philosophie – und in dem, wie sie in ihren Unternehmen in die Zukunft arbeitet: Als eine Lehre aus den vergangenen Monaten will sie den Austausch untereinander noch weiter stärken. „Almdudler hat regelmäßige Online-Meetings eingeführt, in denen sich jedes Mal Bereiche und Mitarbeiter:innen vorstellen. So lernen sich alle besser kennen – was ist das für ein Mensch, was tut er oder sie konkret? Das hat mich auch noch näher zu den einzelnen Mitarbeiter:innen gebracht“, so die Unternehmerin, die diesen Gedanken sogar noch weiter spinnen möchte: „Ich will, dass noch mehr Mitarbeiter:innen auch von anderen Themen in einem Unternehmen etwas verstehen. Bei Almdudler arbeiten Menschen immer wieder in für sie fremden Bereichen mit. In meinem Restaurant will ich, überspitzt gesagt, dass der Koch Service machen könnte und umgekehrt.“
Sie geht selbst mit gutem Beispiel voran: Zum Interview treffen wir sie im Wiener Tralalobe-Haus an – Klein kommt gerade vom Betten Machen: „Es kann gut sein, dass uns nachher neun Zehnjährige ins Interview laufen“, warnt sie mit einem Lachen, ein Feriencamp steht an. Sie dirigiert nicht aus der Ferne, sie packt mit an, ist direkt dran an den Menschen und engagiert sich. Am besten zeigt sich das bei ihrer Arbeit für den Verein Tralalobe, der sich für geflüchtete Kinder und Jugendliche in Österreich einsetzt und ihnen dabei hilft, eine bessere Zukunft in der neuen Heimat aufzubauen.
Dieses Vorgehen hat sich bei Almdudler und Tralalobe auch in der Pandemie bewährt: „Wir hatten schon viel vorher so aufgestellt, dass wir im Lockdown schnell reagieren konnten“, resümiert Klein. Die IT-Infrastruktur für virtuelle Zusammenarbeit existierte schon. Die Meetings ließen sich schnell zu reinen Online-Meetings umwandeln. Das Distance Learning für die betreuten Kinder und Jugendlichen hat der Verein ebenso rasch bewältigt. „Wir haben ein gutes Netzwerk und konnten schnell Computer für die Kinder von Spender:innen erhalten. Und da wir in unserer Digitalisierung schon so weit waren, konnten sich unsere Mitarbeiter:innen darauf konzentrieren, sich um die Kinder und Jugendlichen zu kümmern und sie in dieser Zeit zu begleiten“, sagt Klein.
Näher an den Menschen sein und sie individuell wahrnehmen – das gilt für Michaela Klein egal, an welchem Tisch sie Gastgeberin ist. Für die Gäste in ihren gastronomischen Betrieben, für die Mitarbeiter:innen, weil sie überzeugt ist, dass man ein anderes Gefühl für ein Unternehmen hat, wenn man die einzelnen Menschen im Ganzen wahrnimmt. „Ich habe auch zu jedem Einzelnen bei Almdudler einen Bezug, ich kenne ihre Geschichten und ihren Bezug zum Unternehmen. Sie gehören dazu – und ich bin überzeugt, dass auch sie sich als Teil der Familie im Unternehmen empfinden“, so Klein. ■