Seit dem Frühjahr 2020 ist die Welt vieler Jugendlicher auf den Kopf gestellt. Egal, ob es um die Schule oder den Sportverein geht oder einfach darum, Zeit mit Freund:innen zu verbringen. Die sonst so gern beschworene „Unbeschwertheit“ in Kindheit und Jugend liegt für viele aktuell in weiter Ferne.
Doch nicht nur das. Fortschritte, die im Bereich der Bildungsgerechtigkeit gemacht wurden, scheinen durch die Pandemie wie fortgespült. Mehr denn je hing und hängt die Frage nach guter Bildung aktuell an der sozialen Herkunft. War es früher weniger ausschlaggebend für den Zugang zu Bildung, ob Kinder einen Laptop oder ein eigenes Zimmer zum konzentrierten Arbeiten haben oder ob die Eltern helfen können, neuen Stoff zu lernen, hat die Pandemie diese Faktoren zu ganz entscheidenden Fragen mutiert.
Sie sprechen mit den Jugendlichen über Alltagssorgen, darüber, wie die Pandemie ihr Leben verändert hat, über ihre Zukunftsängste und geben Orientierung in unsicheren Zeiten. „In dieser Phase an der Seite der Kinder und Jugendlichen zu sein, sie nicht allein zu lassen, das ist viel wert. Das ist dann auch mal wichtiger als an der 5 in Mathe zu arbeiten“, sagt Matysiak, der selbst in einem Berliner Brennpunktbezirk aufgewachsen ist und die Probleme und Herausforderungen kennt.
Leisten kann Teach First Deutschland all das nur, indem die Fellows das Vertrauen ihrer Schützlinge gewinnen. „Wenn ich kein Vertrauen zu einer Schülerin habe und vor allem sie nicht zu mir, dann brauche ich mit ihr auch nicht über ihre Zukunftsträume zu sprechen. Wieso sollte sie mit mir darüber reden?“, bringt Matysiak es auf den Punkt. Eine Herausforderung – vor allem, weil gerade Jugendliche aus sozial benachteiligten Umfeldern schon in jungen Jahren viele Enttäuschungen und Misserfolge erleben mussten. Häufig so viele, dass die Fellows mit ihnen zunächst erarbeiten müssen, wie es sich anfühlt, Gestalter:in des eigenen Lebens zu sein. „Genau hier setzen wir an: Wir zeigen ihnen, dass sie genauso viel mitbringen und genauso erfolgreich sein können, wie jede und jeder andere auch“, sagt Matysiak. „Dafür müssen sie erleben, dass sie mit Beharrlichkeit und Zeit besser werden. Ich möchte nicht hören ‚ich kann Mathe nicht‘. Ich will hören ‚für Mathe brauche ich mehr Zeit‘. Und mit den ersten Erfolgen entwickeln Kinder und Jugendliche ein ganz neues Selbstbild.“