Mehr als ein halbes Jahrhundert ist vergangen seit das Internet, wie wir es heute kennen, seine ersten Gehversuche unternahm. Im Vergleich zur Menschheitsgeschichte – schließlich sollte es tausende Jahre von der Erfindung des Rades bis zum Automobil dauern – ist die Entwicklung digitaler Technologien, ohne die unser Leben inzwischen unvorstellbar scheint, rasant vorangeschritten. Nicht zuletzt sind die wesentlichen Umbrüche auf visionäre Unternehmensgründungen zurückzuführen, die mit teils radikalen Ideen alles auf eine Karte setzten – und deren Mut, gegen den Strom zu schwimmen, sich bezahlt gemacht hat.
Bereits in den 50er Jahren entstanden erste Ansätze zur Vernetzung von Computern. Im September 1969 erblickte das Arpanet, das vier Rechner verband, das Licht der Welt. Vater des Internets, wie wir es heute kennen, ist Tim Berners-Lee, dessen Konzepte auf Widerstände stießen. So entzog er sich eigenmächtig seinem Forschungsauftrag zu Nukleartechnologie im CERN und legte stattdessen mit html und http die zwei bis heute wichtigsten Standards vor.
Der erste Webserver mit der Adresse info.cern.ch ging 1990 online und gilt gleichzeitig als erste Webseite. 2021 konnten Nutzer:innen rund 1,88 Milliarden Webseiten aufrufen.
Mitte der 90er Jahre beginnt die Ära der Suchmaschinen. Den Wendepunkt markierte 1998 die Gründung von Google mit seinem relevanzgeleiteten Algorithmus. Das Startkapital von einer Million US-Dollar stammte von risikofreudigen Investoren: Denn eine Idee, wie mit dieser Technologie Geld verdient werden sollte, war damals noch nicht in Sicht.
Internet-Technologien, Speicher und Anwendungen werden immer leistungsfähiger. In einem Apartment in San Francisco wurde ein Unternehmen gegründet, das Software ausschließlich als Abo über das Internet verkaufte: Salesforce. Vielen fehlte damals die Vorstellungskraft, wie dieses waghalsig klingende Konzept funktionieren sollte.
Vorreiter wie Salesforce und Amazon bringen die Cloud voran, die wiederum den Weg zum Web 2.0 ebnet. Auf Youtube, MySpace und Blogs werden aus anonymen Nutzer:innen mutige Akteur:innen. Den großen Durchbruch des Mitmach-Netzes bringt die 2004 als virtuelles Jahrbuch konzipierte Plattform facebook.com.
Die UMTS-Lizenzen in Deutschland wurden zwar schon 2000 vergeben, jedoch dauerte es einige Jahre, bis das Internet in den Jackentaschen landete. Als Durchbruch gilt das iPhone, von Branchenexpert:innen unter anderem aufgrund des Preises schon vor der Einführung 2007 für tot erklärt. Für Steve Jobs sollte die wagemutige Innovation sein größtes Vermächtnis werden, bis 2021 wurden weltweit geschätzt über zwei Milliarden iPhones verkauft.
Von Blockchain über Kryptowährungen bis hin zu NFTs und dem Metaverse: Das dezentrale Netz könnte den jüngsten Wendepunkt der Internetgeschichte markieren. Zwar wurde der Begriff Web3 bereits 2014 geprägt, seit 2021 nimmt das Thema aber besonders Fahrt auf. Marken bieten sich zahlreiche Chancen, indem sie etwa virtuelle mit realen Kundenerlebnissen kombinieren, vom Brillen- bis zum Autokauf. Die Möglichkeiten sind fast endlos und jetzt gilt es, diejenigen Use Cases zu finden, die Unternehmen zu Vorreitern und langfristigen Gewinnern machen können. ■
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