Ein erfolgreiches Gesundheitssystem muss die Bedürfnisse der Patient:innen in den Mittelpunkt stellen. Die Medizinerin Dr. Ashwini Zenooz arbeitet daran, das mit Technologie und Digitalisierung möglich zu machen.
Dr. Zenooz, wie können digitale Technologien zur Kommunikation und Zusammenarbeit uns dabei helfen, Leben zu retten?
Wir erleben derzeit die größte Impfkampagne, die die Welt je gesehen hat. Technologie hilft dabei, vieles zu beschleunigen und gerechter zu gestalten. Doch dabei zeigt sich, dass Technologiefirmen mit der Zuliefer- und Logistikindustrie sowie der Medizinbranche an einem Strang ziehen müssen, um der Komplexität des Impfmanagements Herr zu werden und die Vakzine so schnell wie möglich in die Arme von Milliarden Menschen zu bekommen. Wir haben als Reaktion auf diese Herausforderungen die Lösungssuite Vaccine Cloud zusammengestellt, die bereits bei über 150 staatlichen und privaten Gesundheitsorganisationen weltweit im Einsatz ist. Unter anderem nutzt das New York City Department of Information Technology and Telecommunications für das Impfmanagement Technologien von Salesforce.
Glauben Sie, dass wir nun am Anfang eines echten Wandels bei der digitalen Gesundheitsversorgung stehen?
Davon bin ich vollkommen überzeugt. Wir haben das Tor weit aufgestoßen und ich kann mir nicht vorstellen, dass wir es wieder zufallen lassen. Patient:innen weltweit haben während der Pandemie die Vorteile, wie beispielsweise Telemedizin, erlebt und die Nachfrage wird weiter steigen.
„Vertrauen ist der wichtigste Leitwert für uns bei Salesforce und wiegt umso schwerer in stark regulierten Branchen wie dem Gesundheitswesen.“
Es geht also darum, Patient:innen jederzeit und überall optimal zu versorgen. Was hindert uns im digitalen Zeitalter noch daran?
Ich habe aus erster Hand erlebt, wie sehr der Status-quo Patient:innen und deren Angehörige belasten kann. Als meine Mutter an Krebs erkrankte, mussten wir ihre radiologischen Aufnahmen und Befunde selbst auf CDs von Praxis zu Praxis tragen. Manchmal hatte ich sogar mein eigenes Laptop dabei, damit die Ärzt:innen sich die Bilder direkt anschauen konnten.
Während eines Krankenhausaufenthalts beispielsweise kommen Patient:innen mit unzähligen Stellen in Kontakt, ob persönlich, telefonisch oder schriftlich. Dabei verwenden alle unterschiedliche Systeme und Anwendungen, die häufig nicht miteinander kompatibel sind. Es gibt aber durchaus Beispiele, die zeigen, wie es besser funktionieren kann. Die Waldkliniken Eisenberg betreiben ein auf Salesforce basierendes digitales Portal, das Patient:innen vom ersten Termin bis zum Nachsorge-Check beim Hausarzt oder der Hausärztin bei ihrer Therapie begleitet und einen zentralen Überblick bietet.
Wie können solche Angebote den Behandlungsprozess, angefangen bei der Diagnose, weiter verbessern?Die Weitergabe persönlicher medizinischer Daten ist jedoch ein hochsensibles Thema. Wie könnten sich Bedenken aus Ihrer Sicht ausräumen lassen?
Der Sinn und Zweck der Digitalisierung im Gesundheitswesen ist es, durchgängig und nachhaltig im Dialog zu bleiben. Im Falle einer Diagnose könnten Ärzt:innen den Gesundheitszustand laufend beobachten, dabei auch Echtzeitdaten aus verschiedenen Quellen wie Smart Watches oder Apps nutzen und so eine individuelle Therapie gestalten.
Die Weitergabe persönlicher medizinischer Daten ist jedoch ein hochsensibles Thema. Wie könnten sich Bedenken aus Ihrer Sicht ausräumen lassen?
Vertrauen ist der wichtigste Leitwert für uns bei Salesforce und wiegt umso schwerer in stark regulierten Branchen wie dem Gesundheitswesen. Unsere Plattform unterstützt unsere Kund:innen dabei, alle Gesetze und branchenspezifischen Richtlinien umzusetzen und einzuhalten. Dazu veröffentlichen wir auch Checklisten, Tipps und Handreichungen.
Werfen Sie doch bitte noch einen Blick in die Glaskugel mit uns: Wo wird das digitale Gesundheitswesen in fünf Jahren stehen?
Ich persönlich hoffe sehr, dass das Gesundheitswesen in fünf Jahren wesentliche Fortschritte auf dem Weg zu einer reibungslosen Kommunikation und Zusammenarbeit gemacht haben wird. Dreh- und Angelpunkt dabei sind Daten. Deshalb müssen wir massiv in Interoperabilität investieren, damit alle einen sicheren Zugriff auf die Informationen haben, die sie brauchen, und zwar jederzeit und überall. Unser Ziel muss dabei immer sein, die bestmögliche Behandlung und Pflege zu leisten. ■
