NAH MAGAZIN / DB SYSTEL

Digitalpartner für die Verkehrswende

 
 
 

Großes zu bewältigen hat die Bahn: Denn sie ist wesentliches Element für eine erfolgreiche Verkehrswende. Technologie spielt dabei eine entscheidende Rolle – und somit auch die IT-Tochter DB Systel sowie deren CIO Claudia Plattner.

Deutschland ist längst nicht mehr das Land der Dichter und Denker, sondern eine Nation von Bundestrainern und Bahnvorständen. Sowohl was die ideale Mannschaftsaufstellung als auch das Management des Mobilitäts- und Logistikunternehmens betrifft, ist scheinbar fast jeder kompetenter als die jeweiligen Verantwortlichen. Dieses Phänomen ist auch Claudia Plattner nur zu vertraut: „Wenn ich meinen Arbeitgeber nenne, hat mein Gegenüber immer gleich eine Menge Bahngeschichten parat“, lacht sie. „Ich bin das schon gewohnt.“

Als CIO von DB Systel ist sie zwar nicht direkt Herrin über Schienen und Züge. Aber in hohem Maße mitverantwortlich dafür, dass die Bahn den stetig wachsenden Anforderungen gerecht wird: immer mehr Menschen und Güter 365 Tage im Jahr rund um die Uhr sicher und zuverlässig durch Europa zu transportieren. „Eine logistische Meisterleistung der Menschen bei der Bahn“, sagt sie. „Für mich grenzt es teilweise an ein Wunder, weil ich genau weiß, welche Komplexität dahintersteckt.“

 

„Vom reinen IT-Provider und Rechenzentrumsbetreiber der Bahn haben wir uns zu einem Motor für Erneuerung und Digitalisierung entwickelt.“

Kritik lässt die Diplom-Mathematikerin Plattner durchaus gelten. Denn, so sagt sie, die Bahn habe noch einen weiten Weg vor sich, besonders im Hinblick auf ihre wichtigste Aufgabe: Als zentraler Akteur die dringend nötige Verkehrswende Deutschlands und Europas maßgeblich zu befördern. „Wir haben in den letzten Jahren enorme Fortschritte gemacht. Vom reinen IT-Provider und Rechenzentrumsbetreiber der Bahn haben wir uns zu einem Motor für Erneuerung und Digitalisierung entwickelt“, so Plattner. „Denn ohne Digitalisierung ist die Komplexität der Bahn nicht mehr handhabbar, also müssen wir es angehen.“

Auftrag und Maßstab für den Erfolg von DB Systel, und somit auch Claudia Plattner, leiten sich direkt aus der Bahnstrategie „Starke Schiene“ ab. Die darin formulierten Ziele, wie die Zahl der Fernverkehrsreisenden zu verdoppeln und den Gütertransport um 70 Prozent zu steigern, sind ambitioniert. IT und digitale Technologie sind entscheidende Erfolgskriterien dafür. „Wir erreichen die Ziele der ‚Starken Schiene‘ nur, wenn wir die Digitalisierung der Bahn systematisch vorantreiben“, so Plattner.

 
Dazu gehören beispielsweise Sensorik und entsprechende Simulationen für die Züge, um drohende Ausfälle und Wartungsbedarfe frühzeitig zu erkennen sowie der schrittweise Ausbau von Konnektivität – Voraussetzung nicht nur für unterbrechungsfreies Surfen und Telefonieren an Bord der Züge, sondern auch für die weitere Digitalisierung des Bahnbetriebs. Und nicht zuletzt auch innovative Arbeitsmittel wie VR, AR und 3D-Druck. Damit können Experten jederzeit und überall Reparaturen durchführen und Ersatzteile fertigen, um Stillstandzeiten auf ein absolutes Minimum zu reduzieren.
 

„Was der zuvor von oben verordnete Change nicht bewirkt hat, ist entstanden, als wir sie zur aktiven Mitgestaltung eingeladen haben. Dadurch hat sich das Arbeitsleben der Menschen tatsächlich verändert.“

In diesen Plänen wird der bei DB Systel bereits vollzogene Wandel sichtbar. „Die Bahn als Arbeitgeber ist ein Paradies für jeden, der mitgestalten möchte“, sagt Plattner. Als sie 2015 den Posten der CIO von DB Systel übernahm, fand sie zahlreiche Baustellen vor. „Wie die meisten großen Unternehmen war auch unsere Organisation an einem Management- und Consulting-getriebenen Top-Down-Ansatz für den Wandel gescheitert“, erklärt sie. Deshalb hat sich das Management entschlossen, ihn einfach umzudrehen: Die Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter wurden eingeladen, an den Veränderungen aktiv mitzuwirken. In einer Art Bottom-up-Prozess setzten sich Belegschaft und Management intensiv mit der Frage auseinander, wie sie sich im Unternehmen flexibler und kundenorientierter aufstellen müssen. Sie legten damit das Fundament für eine umfassende Transformation des gesamten Unternehmens, das sich derzeit von klassisch-hierarchisch hin zu selbstorganisierten Teams entwickelt. „Man muss das Leitungsteam für den Mut bewundern, den Mitarbeitern strategische Überlegungen hinsichtlich Innovation und Portfolio zu überlassen. Dadurch hat sich ein unglaublicher Schwung entwickelt, den wir nun in geordnete Bahnen lenken“, so Plattner. Der wichtigste Effekt dabei ist sicherlich die Mobilisierung der Belegschaft: „Was der zuvor von oben verordnete Change nicht bewirkt hat, ist entstanden, als wir sie zur aktiven Mitgestaltung eingeladen haben. Dadurch hat sich das Arbeitsleben der Menschen tatsächlich verändert.“ Auch auf das Image der Bahn hat sich diese Dynamik ausgewirkt: „Die Bewerberprofile sind heute ganz anders als vor wenigen Jahren. Die DB Systel zieht inzwischen Menschen mit Veränderungswillen und Technologieexpertise an, die sie auch im Business anwenden können.“
 

„Wir erreichen die Ziele der ‚Starken Schiene‘ nur, wenn wir die Digitalisierung der Bahn systematisch vorantreiben.“

 
Ehrgeizige Ziele wie die der „Starken Schiene“ erreichen auch Riesenorganisationen nie nur aus eigener Kraft. Deshalb setzt DB Systel gezielt auf ein strategisches und explizites Partnermanagement. Ein dediziertes Team kümmert sich darum, die richtigen Unternehmen zu identifizieren und Beziehungen zu ihnen aufzubauen. „Wir müssen und wollen nicht alles selbst können und machen. Deshalb brauchen wir gute Partnerschaften, die auf Vertrauen basieren. Und die baut man nicht in dem Moment auf, in dem man dringend auf sie angewiesen ist, sondern man pflegt sie beizeiten, um langfristig zusammenzuarbeiten und gemeinsam Großes zu erreichen.“
Schließlich will und muss die Bahn wachsen. Dabei geht es nur zweitrangig um den EBIT, denn natürlich gilt es auch, die Wirtschaftlichkeit stets im Blick zu behalten. „Wachstum bedeutet für uns, mehr Menschen und Güter von der Straße auf die Schiene zu bringen. Und dabei die Bahn für die Kunden kontinuierlich besser zu machen“, so Plattner. Schließlich bewog genau das auch Plattner, sich bei der Bahn zu engagieren: „Ich wollte etwas tun, das Sinn hat. Denn ich bin überzeugt: Um als Gesellschaft zu bestehen, brauchen wir dringend ein nachhaltiges Verkehrssystem, das nicht zu Lasten des Klimas geht.“ Und wer dies auch möchte, so Plattner, ist herzlich eingeladen: Mehr als 20.000 Stellen sind jährlich bei der Bahn zu besetzen, davon weit über tausend in digitalen und IT-Berufen. ■
 

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